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US-Banken: Erhöhte Zinsen haben sowohl positive als auch negative Auswirkungen


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    Die höheren Zinsen sind für Banken mit viel Kreditgeschäft ein Segen, für Investmentbanken mit Anleiheverkaufsberatung dagegen mehr Fluch. Diesen Schluss legen die recht gegensätzlichen Quartalsergebnisse der Bank von America (Bofa) und von Morgan Stanley vom Dienstag nahe. Die Bofa gab bekannt, dass sie in diesem Jahr zwischen Anfang April und Ende Juni nach Steuern 7,4 Milliarden Dollar verdient hat, das sind 19 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2022. Die mit 3900 Filialen und 15.000 Geldautomaten hinter J.P Morgan Chase zweitgrößte Privatkundenbank der USA profitierte spürbar von dem um 14 Prozent gewachsenen Überschuss aus Kredit- und Einlagenzinsen.

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    Allerdings sticht die Risikovorsorge negativ ins Auge: Bofa musste ihre Vorsorge für faule Kredite verdoppeln, im Konsumentengeschäft sogar verdreifachen. Hier machte sich die in diesem Jahr stagnierende US-Wirtschaft und eine möglicherweise doch noch heraufziehende Wirtschaftsschrumpfung am Horizont bemerkbar. Bofa-Chef Brian Moynihan indes sprach von einer gesunden Wirtschaft mit einem nach wie vor robusten Arbeitsmarkt, in der die 1923 in Los Angeles gegründete und heute in Charlotte (North Carolina) ansässige Bank eines ihrer besten Quartalsergebnisse erzielt habe. Es fiel tatsächlich etwas besser aus als erwartet - der Aktienkurs der Bofa legte daraufhin am Dienstag im Handelsverlauf deutlich um rund 4 Prozent zu.

    Der Vorstandsvorsitzende von Morgan Stanley, James P. Gorman, sprach hingegen von einem herausfordernden Marktumfeld, in dem sich die Bank derzeit bewege. Im zweiten Quartal 2023 verdiente Morgan Stanley mit 2,2 Milliarden Dollar netto 12 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Im Kapitalmarktgeschäft, das 40 Prozent der gesamten Erträge von 13,5 Milliarden Dollar liefert, ragte negativ das Zinsgeschäft (Fixed Income) heraus. Hier gingen die Erträge um satte 32 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar zurück. Dies ist auch aus deutscher Sicht bedeutsam, denn der Zinshandel ist mit der wichtigste Geschäftsbereich der Deutschen Bank, die am 26. Juli ihre Quartalszahlen vorlegen wird.

    Nach den Leitzinserhöhungen um 5 Prozentpunkte seit Frühjahr 2022 in den USA gehen weniger Unternehmen mit neuen Anleihen an den Markt – weil es für die Schuldner teurer geworden ist und auch, weil die Notenbank Fed außerdem weniger Anleihen bei Neuemissionen kauft und damit ein in den Jahren zuvor verlässlicher Anleihekäufer ausfällt. So warten Unternehmen, die keinen unmittelbaren Fremdkapitalbedarf haben, derzeit mit neuen Anleihen ab. So sinkt ihr Beratungsbedarf bei Kapitalmarkttransaktionen und damit eine wichtige Einnahmequelle für Investmentbanken.

    Zum Auftakt der US-Quartalsberichte hatten am Freitag die drei Banken J.P. Morgan, Citi und Wells Fargo Geschäftszahlen vorgelegt. Die größte US-Bank J.P. Morgan steigerte ihren Quartalsnettogewinn um 67 Prozent auf 14,5 Milliarden Dollar, Wells Fargo ihren um 58 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Citigroup, die Nummer drei der Branche, fiel mit einem Gewinnrückgang um 36 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar damals aus dem Rahmen. Bei Citi war für den Gewinnrückgang allerdings ebenfalls der Zinshandel ein Grund, da hier die Erträge um 13 Prozent sanken.

    An diesem Mittwoch wird nun die lange erfolgsverwöhnte Bank Goldman Sachs ihre Quartalszahlen vorlegen. Analysten befürchten, es könnte das schwächste Ergebnis mitgeteilt werden, seitdem David Solomon im Oktober 2018 als CEO die Nachfolge von Lloyd Blankfein angetreten hat.

    Ein schlechtes Quartalsergebnis würde insofern ins bisherige Bild passen, als es Goldman Sachs anders als Konkurrent Morgan Stanley bisher nicht gelungen ist, ein starkes Standbein neben dem Investmentbanking aufzubauen. Bei Morgan Stanley liefert die hochprofitable Vermögensverwaltung (Bruttogewinn im zweiten Quartal: 2,2 Milliarden Dollar) inzwischen 50 Prozent der Erträge, das Investmentbanking nur noch 40 Prozent. Die Analysten der Schweizer Bank UBS sprachen daraufhin in einer ersten Reaktion von überraschend guten Quartalszahlen von Morgan Stanley. Die Aktie tauchte nach Bekanntgabe der Quartalszahlen auf der Handelsplattform Tradegate kurz ins Minus. Dann setzte sich mit Eröffnung der amerikanischen Börsen eine klar positive Tendenz durch: Der Kurs der Morgan-Stanley-Aktie legte am Dienstag um mehr als 5 Prozent zu.

    Offensichtlich werteten die Anleger das starke Ergebnis in der Vermögensverwaltung höher als das schwache Ergebnis im Zinsgeschäft. Auch Branchenprimus J.P. Morgan hatte im Übrigen um 6 Prozent geringere Erträge im Investmentbanking ausgewiesen. Hier ist die Bofa bisher eine Ausnahme: Sie berichtete am Dienstag über 7 Prozent höhere Einnahmen und hält sich nun nach J.P. Morgan für die Nummer zwei im globalen Kapitalmarktgeschäft. Sowohl J.P. Morgan als nun auch Bank of America berichteten, sie hätten im zweiten Quartal 2023 Marktanteile gewonnen.

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    Author: Matthew Smith

    Last Updated: 1702524603

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